Mingjun Luo
*1963 in Nanchong, China, lebt und arbeitet in Biel
https://www.luomingjun.comSeptember 2024
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A travers le temps 1, 2024 Lithografie auf Japanpapier, montiert auf Büttenpapier
Auflage: 20
Bildgröße: 50,00 x 40,00 cm
Blattgröße: 53,00 x 43,00 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 580.00 -
A travers le temps 2, 2024 Lithografie auf Japanpapier, montiert auf Büttenpapier
Auflage: 20
Bildgröße: 50,00 x 40,00 cm
Blattgröße: 53,00 x 43,00 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 580.00 -
A travers le temps 3, 2024 Lithografie auf Japanpapier, montiert auf Büttenpapier
Auflage: 20
Bildgröße: 50,00 x 40,00 cm
Blattgröße: 53,00 x 43,00 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 580.00
Mingjun Luos Lithografien «A travers le temps» sind die Fortsetzung einer Werkreihe, die sie 1994 unter dem Titel «Break up» begonnen hat. In diesen Tuschemalereien auf Chinapapier setzt die Künstlerin zufällige Tintenpunkte auf den Bildträger, um rhythmische Konstellationen entstehen zu lassen, die sie meist in grösseren Werkgruppen als Wandinstallationen präsentiert. Die Künstlerin hat die Serie kontinuierlich weiterentwickelt, indem sie das dünne Papier auf unterschiedlichen Materialien wie Holz oder Leinwand aufzog, mit unterschiedlichen Formaten arbeitete oder die Anzahl der an der Wand präsentierten Bilder variierte. Für die neue Serie hat Luo ihre Sternbilder erstmals in ein druckgrafisches Medium übersetzt. Davor hatte die Künstlerin bereits mit Lithografie gearbeitet, allerdings nur für zeichnerische Werke, die mit der Lithokreide und nicht mit Tusche ausgeführt wurden.
Obwohl die drei Lithografien der Serie «A travers le temps» abstrakt wirken, verfolgt Mingjun Luo mit diesen Arbeiten kein rein formales Ziel. «Break up», der Titel der ersten Kompositionen dieser Art, lässt ahnen, dass die Werke das Resultat einer Trennung, eines Auseinandernehmens sind. Tatsächlich befasst sich die Künstlerin seit über 30 Jahren mit der Tradition der chinesischen Kalligrafie und Landschaftsmalerei. Diese Auseinandersetzung führte Luo zu einer graduellen visuellen Dekonstruktion von Texten, Schriftzeichen und schliesslich des einzelnen Pinselstriches, der im Punkt mündete. Diese abstrahierende Reduktion der Form bedeutet allerdings nicht das Auslöschen des Inhaltes. Genauso wie ein Stein, der in einer chinesischen Landschaft nicht rein gegenständlich zu verstehen ist, sondern auch eine Philosophie vermitteln will, bleiben die Punkte von Mingjun Luo beseelt von einer Idee und können etwas Gegenständliches in unser Denken einschreiben.
Neben dem Wechselspiel zwischen Abstraktion und Figuration spielt auch die Spannung zwischen der chinesischen und der westlichen Kunstpraxis eine wichtige Rolle in Mingjun Luos Œuvre. Nachdem sich die Künstlerin während des Studiums an der Kunstakademie von Hunan auf die westliche Technik der Ölmalerei spezialisiert hatte, begann sie nach ihrer Ankunft in der Schweiz 1987 mit Tusche zu arbeiten. So bedeutet der Titel «Break up» auch eine Emanzipation ihrer akademischen Ausbildung, die vom sozialistischen Realismus geprägt war. Heute arbeitet Luo sowohl mit Tusche auf Papier wie auch mit Öl auf Leinwand, um die Konzepte von Identität und Erinnerung zu erforschen.
Institutionelle Einzelausstellungen, die den künstlerischen Werdegang von Mingjun Luo geprägt haben, fanden im Creek Art Center in Shanghai (2006), im Kunsthaus Pasquart in Biel (2008) und im Musée d’art de Pully (2016) statt. Zudem wurden ihre Werke unter anderem im Museo Correr in Venedig (2024), im Song Eun Art Space in Seoul (2023) und im Musée d’art et d’histoire de Neuchâtel (2021) gezeigt. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen Sammlungen, wie der Uli Sigg Sammlung, im Nanjo Museum of Art in Okinawa, und im Yuan Center of Art in Beijing.