Isabelle Cornaro
*1974 Frankreich, lebt und arbeitet in Paris
https://isabellecornaro.comMai 2025
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Reproductions II (The Mannerist Edition, Silver), 2024 Lithografie
Auflage: 18
Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 760.00 -
Reproductions II (The Mannerist Edition, Gold), 2024 Lithografie
Auflage: 18
Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 760.00 -
Reproductions II (The Mannerist Edition, Pink), 2024 Lithografie
Auflage: 18
Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 760.00 -
Reproductions II (The Mannerist Edition, Purple), 2024 Lithografie
Auflage: 18
Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 760.00 -
Reproductions II (The Mannerist Edition), 2024 Alle vier Werke zusammen
Auflage: 18
Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
CHF 2’700.00
Isabelle Cornaros «Reproductions II (The Mannerist Edition)» bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Repräsentation, Abstraktion und historischem Zitat. Die vier Lithografien, die für die Ausstellung «NEOGEO – Décalages féminins» entstanden sind, setzen ihre Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, der materiellen Kultur und dem Erbe der klassischen Malerei fort, hier gefiltert durch die Ästhetik der Abstraktion.
Mit diesen Arbeiten erinnert Cornaro an die komplexe Bildsprache des Manierismus des 16. Jahrhunderts, einer Epoche, die für überlange Formen, gewundene Kompositionen und eine fast obsessive Stilisierung des menschlichen Körpers bekannt ist. Die Lithografien pulsieren mit einer besonderen Künstlichkeit – «schmutziges Gold» und «schmutziges Silber» schimmern gegen kräftige, psychedelische Rottöne an, und erinnern gleichermassen an die farbliche Extravaganz manieristischer Maler wie Jacopo da Pontormo und an die synthetischen, industriellen Farbtöne der zeitgenössischen digitalen Kultur. Cornaro sucht mehr nach dem perfekten Augenblick als nach einer getreuen Wiedergabe, indem sie die Kunstgeschichte in ein zeitgenössisches Relikt verwandelt.
Ihre visuelle Strategie weist auf einen inhärenten Widerspruch hin: Während die Arbeiten mit der verführerischen Flächigkeit der monochromen Malerei kokettieren, widersetzen sie sich gleichzeitig der vollkommenen Abstraktion. Jede Lithografie gliedert sich in drei fotografische und drei gesprayte Strukturen. Die fotografischen Elemente führen eine indexikalische Beziehung zur Realität ein, eine mechanische Reproduktion, die an Archivierung und Dokumentation erinnert. Die gesprayten Strukturen evozieren eine schwer fassbare Materialität – gestisch und unmittelbar verweisen sie auf einen manuellen Eingriff.
Eine ähnliche Logik liegt Cornaros Wandgemälden «Reproductions I» zugrunde; dort vergrössert sie Filmstills aus ihrem 16-mm-Film «Floues et Colorées», die unter anderem in Paris im Palais de Tokyo gezeigt wurden, und verwandelt die fliessenden Augenblicke kreativen Ausdrucks in monumentale visuelle Statements. In «Reproductions II (The Mannerist Edition)» geht Cornaro der Frage nach, wie sich Bilder über Medien und Formen hinweg verändern, und fordert die Rezipient:innen auf, die Spannung zwischen dem ursprünglichen Ausdruck und seiner Übersetzung, zwischen dem Dargestellten und dem mechanisch Reproduzierten zu untersuchen. Dieses Aushandeln zwischen Figuration und mechanischer Reproduktion, historischer Tiefe und zeitgenössischer Reduktion siedelt Cornaros Werk in einer mehrdeutigen Zone an, die die scheinbar starren binären Gegensätze der Neo-Geo-Ästhetik infrage stellt. Während Neo-Geo oft mit formalistischer Reduktion der Abstraktion einhergeht, untergräbt Cornaro diese Einfachheit, indem sie der Kunstgeschichte narrative Tiefe verleiht. Ihr Ansatz verbindet die Präzision der Lithografie mit der Unmittelbarkeit des Sprayens, mechanische Kontrolle mit spontaner Geste. In ähnlicher Weise setzt sich Cornaro in ihren Wandgemälden mit dem Prozess der Übersetzung auseinander, indem sie bewegte Filmbilder in statische, monumentale Kompositionen verwandelt. In beiden Fällen erforscht sie, wie sich Bedeutung über die Medien hinweg verschiebt und entwickelt, wobei sie nicht nur die Form, sondern auch die Geschichten und Prozesse, die in jedem Werk verankert sind, in den Vordergrund stellt.
Letztlich sind «Reproductions II (The Mannerist Edition)» nicht nur Neuinterpretationen, sondern auch Verschiebungen – sie sind ein Spiel mit Zeit, Repräsentation und Materialität, das die Art und Weise hinterfragt, wie Bilder überdauern, sich verändern und unsere zeitgenössische visuelle Landschaft durchdringen. Cornaro bezieht sich auf die Renaissance und die mechanische Reproduktion und verortet ihre Arbeiten in einer Abstammungslinie aus Übersetzungen, Adaptationen und dem Paradox der Wiederholung als Erfindung.