Mai 2025

  1. Inhabit I, 2025
    Inhabit I, 2025 Lithografie
    Auflage: 25
    Bildgröße: 75,00 x 58,00 cm
    Blattgröße: 83,00 x 66,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 860.00
  2. Inhabit II, 2025
    Inhabit II, 2025 Lithografie
    Auflage: 25
    Bildgröße: 75,00 x 59,50 cm
    Blattgröße: 83,00 x 66,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 860.00

Wie zwei Fenster in abstrakte Räume wirken die beiden Lithografien, die Andrea Heller für die Ausstellung «NEOGEO – Décalages féminins» geschaffen hat. Die geheimnisvollen Sujets evozieren etwas Skulpturales, Architektonisches wie auch Mineralisches, dennoch lassen sie sich als Ganzes nicht klar einordnen. Es scheint, als würde die Künstlerin den Begriff des Raumes malerisch erkunden: Den ebenen Flächen in zarten Rosatönen verleiht sie mit düsterem Grau Relief, mit sich überlagernden Farbfeldern und subtilen Farbabstufungen suggeriert sie Tiefe. Das Motiv von «Inhabit I» zeigt drei längliche Formen in Petrolgrün, die sich fast über die ganze Blattlänge erstrecken. Die Flächen sind in regelmässige Streifen unterteilt, die von links nach rechts dunkler werden, was eine Idee von Räumlichkeit erzeugt, die an die Kannelierung antiker Säulen erinnern mag. Auch bei «Inhabit II» vermitteln die eckigen Rauten und die darüber liegenden Wölbungen ein Gefühl von Haptik und Volumen. In beiden Werken integriert Heller die rundliche Kontur des Steins als Teil der Komposition: Es entsteht der Eindruck, dass die Künstlerin nur einen Ausschnitt eines grösseren imaginären Raumes offenbart. Was das für ein Ort ist und wie dieser abseits vom Steinrand aussieht, bleibt den Betrachtenden überlassen.

Der Titel der Edition «Inhabit» verweist einerseits auf einen «bewohnbaren» Raum. Die Auseinandersetzung mit rudimentären Arten von Behausungen und Zufluchtsorten in der Natur ist ein wiederkehrender Aspekt im Werk von Andrea Heller, sei es als kuppelförmige Strukturen und Kapseln, als begehbare Höhle oder monumentales Kartenhaus. Die Behausung als geschützter Raum reflektiert nicht nur das natürliche Bedürfnis nach Geborgenheit, sondern auch die Fragilität des Menschen. Das im Titel enthaltene «habit», die Gewohnheit, verweist andererseits auf ein gewisses Regelwerk in der Schaffensweise der Künstlerin: Bei Heller ist der Bildaufbau gekennzeichnet durch Systeme, Reihenfolgen und Ordnungen, durch kleine Gesten, die sie unzählige Male wiederholt, um das Bild organisch wachsen zu lassen. Die Idee der Motivfindung als Konstruktion wird durch das Verfahren der Lithografie unterstrichen, was sich hier besonders in den durch Schichtung entstandenen Farbabstufungen bemerkbar macht.

Die vorliegende Edition ist bereits die fünfte Zusammenarbeit von Andrea Heller mit Meisterdrucker Thomi Wolfensberger. Das Malen auf dem Stein erlaubt der Künstlerin, eine ähnliche Bildsprache wie in ihren Tusche- oder Aquarellarbeiten zu erzielen und gleichzeitig durch das komplette Einfärben der Steinoberfläche eine ihren Lithografien eigene Ästhetik des Fragmentarischen zu entfalten.

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  1. Three Sisters I, 2025
    Three Sisters I, 2025 Lithografie
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 580.00
  2. Three Sisters II, 2025
    Three Sisters II, 2025 Lithografie
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 580.00
  3. Three Sisters III, 2025
    Three Sisters III, 2025 Lithografie
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 580.00
  4. Three Sisters IV, 2025
    Three Sisters IV, 2025 Lithografie
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 580.00
  5. Three Sisters V, 2025
    Three Sisters V, 2025 Lithografie
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 580.00
  6. Three Sisters VI, 2025
    Three Sisters VI, 2025 Lithografie
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 580.00
  7. Three Sisters I-VI, 2025
    Three Sisters I-VI, 2025 Alle sechs Werke zusammen
    Auflage: 15
    Bildgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Blattgröße: 45,00 x 32,00 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 3’000.00

Für die Ausstellung «NEOGEO – Décalages féminins» hat Athene Galiciadis eine neue Reihe von Lithografien entwickelt: «Three Sisters I–VI». In diesen Arbeiten setzt sich die Künstlerin erneut mit Mustern, Repetition und symbolischer Bildsprache auseinander. In der lithografischen Serie wird das Gegenständliche abstrahiert: Der lächelnde Mund der Grinsekatze verwandelt sich durch die Wiederholung in ein Muster, während die Schlange zum spielerischen linearen Motiv wird. Mit ihrer wiederkehrenden Bildlogik reflektiert Galiciadis Muster, die unser Leben prägen – seien es gesellschaftliche Normen, visuelle Konventionen oder die alltägliche Routine. Indem sie die Motive freihändig mit dem Pinsel direkt auf den Lithografiestein überträgt – ohne technische Hilfsmittel oder Abklebung – macht sie kleine Abweichungen und Unregelmässigkeiten sichtbar: als bewussten Teil der Komposition. Das sechste Blatt, mit dem gelb durchlaufenden Parallelogramm-Muster, ist ein charakteristisches Beispiel für Galiciadis’ Umgang mit geometrischen Rastern, die durch leichte Verschiebungen, Farbnuancen und intuitive Setzungen belebt werden. Gemeinsam mit der geschwungenen Linie verweist es auf grössere Papierarbeiten der Künstlerin, die in der Graphischen Sammlung ETH Zürich gezeigt werden – und bildet so eine stille Verbindungslinie zu einem zentralen Strang ihres Werks.

Die sechs Motive sind durch Farben, Linien und Formen miteinander verbunden und entfalten sich in einem dynamischen Wechselspiel. Die geschwungene Linie, ein zentrales Element in Galiciadis’ Werk, entwickelt sich hier zu einem spielerischen, fast kalligrafischen Zeichen. Sie erinnert an florale Muster ebenso wie an historische Ornamente oder visuelle Codes. In ihrer Offenheit bleibt sie vieldeutig – und greift zugleich Kiki Smiths Skulptur «Digestive System» (1988) auf: eine Darstellung des menschlichen Verdauungstrakts, die sich als ornamentale Struktur in Galiciadis’ Bildsprache eingeschrieben hat. Auch die Katze mit ihrem aufgesetzten Grinsen verweist auf ein wiederkehrendes Motiv in Galiciadis’ Arbeiten: Die Grinsekatze aus Disneys «Alice im Wunderland» (1951) – ein Charakter, der die Künstlerin seit ihrer Kindheit begleitet – taucht in abstrahierter Form immer wieder in ihrem Werk auf: als Symbol für absurde Gesellschaftsordnungen und schillernde Mehrdeutigkeit. Auffällig ist zudem die visuelle Ähnlichkeit zwischen dem gestreiften Körper der Grinsekatze und den grafischen Strukturen in Galiciadis’ Werk. Die rhythmisch angeordneten Streifen erinnern an die Raster, die ihr Schaffen prägen. So entsteht ein formaler Dialog, der über die ikonografische Referenz hinausweist.

Der Titel «Three Sisters» verweist auf eine traditionelle Praxis aus der Landwirtschaft, wie sie etwa von indigenen Gesellschaften in Nordamerika praktiziert wurde: das Anpflanzen unterschiedlicher Pflanzenarten, die sich gegenseitig im Wachstum unterstützen. Kürbis, Mais und Bohnen etwa bilden gemeinsam ein stabiles Pflanzensystem, in dem jede Art zur Entwicklung der anderen beiträgt. Für Galiciadis wurde dieses Bild zum Modell ihrer Arbeitsweise: verschiedene gestalterische Elemente – neue und alte Motive, wiederkehrende Strukturen, persönliche Bezüge – fügen sich zu einer Struktur, in der sich Gegensätze ergänzen und weiterentwickeln. Die einzelnen Blätter basieren auf einem langjährigen Repertoire und einer kontinuierlichen Recherche, die sich in neue Kontexte übersetzen. Diese subtile Herangehensweise verleiht den Arbeiten eine fragile, fast poetische Qualität. Sie spiegelt die kleinen Brüche und emotionalen Nuancen des Alltags wider. So erscheinen die Lithografien von Athene Galiciadis wie ein fein austarierter Tanz der organischen Wiederholung zwischen Ordnung und Abweichung, zwischen Symbol und Abstraktion – eine Einladung, in die Dynamik dieser Bildwelten einzutauchen und sich den fliessenden Übergängen zwischen Muster und Bedeutung hinzugeben.

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  1. Palette of Shadows (#1), 2025
    Palette of Shadows (#1), 2025 Siebdruck
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 1’200.00
  2. Palette of Shadows (#2), 2025
    Palette of Shadows (#2), 2025 Siebdruck
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 1’200.00
  3. Palette of Shadows (#3), 2025
    Palette of Shadows (#3), 2025 Siebdruck
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 1’200.00
  4. Palette of Shadows (#4), 2025
    Palette of Shadows (#4), 2025 Siebdruck
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 1’200.00
  5. Palette of Shadows (#5), 2025
    Palette of Shadows (#5), 2025 Siebdruck
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 1’200.00
  6. Palette of Shadows (#6), 2025
    Palette of Shadows (#6), 2025 Siebdruck
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 1’200.00
  7. Palette of Shadows (#1-6), 2025
    Palette of Shadows (#1-6), 2025
    Auflage: 18
    Bildgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Blattgröße: 50,00 x 70,00 cm
    Produktion: Lorenz Boegli, Müntschemier
    CHF 7’000.00

Mit ihrer jüngsten Serie von sechs Siebdrucken, die in Zusammenarbeit mit dem Meisterdrucker Lorenz Boegli entstanden ist, setzt Sylvie Fleury ihre Auseinandersetzung mit Glamour, Konsum und Codes der Weiblichkeit fort. Die Siebdrucke beziehen sich auf ihre Serie «Palettes of Shadows», die aus geformten Leinwänden besteht, und spiegeln ihre Faszination für Schönheitsprodukte als künstlerische Medien und kulturelle Bedeutungsträger wider. Die auf schwarzen Premium-Karton gedruckten Arbeiten bestehen aus mehreren Farbschichten, in die echte Make-up-Pigmente eingearbeitet sind: von matt bis glänzend, von schimmernd bis pudrig. Der haptische und farbliche Reichtum dieser Arbeiten zeugt von Fleurys konzeptuellem Dialog mit der materiellen Kultur und ihren Überschneidungen mit Kunst, Feminismus und Identität.

Die Arbeiten werden im Kontext der Ausstellung «NEOGEO – Décalages feminins» präsentiert, die die formale Strenge der Neo-Geo-Ästhetik unter den Aspekten von Gender und Verführung neu konzeptualisiert. Neo-Geo wurzelte in der geometrischen Abstraktion und einer kritischen Auseinandersetzung mit der Konsumkultur und bot somit eine Plattform, um Repräsentation und Autorschaft zu hinterfragen. Fleury gibt diesen Prinzipien eine unapologetische weibliche Wendung. Indem sie echte Kosmetikpigmente in die Siebdrucke integriert, verwischt sie die Grenzen zwischen Kunstobjekt und Konsumprodukt und hinterfragt, wie so oft, die Fetischisierung von Luxusgütern und die Kommerzialisierung von Weiblichkeit.

Die Drucke wecken Assoziationen von Begehren, Oberfläche und Tiefe und werden durch ihre schimmernde Textur und ihren Glanz sowohl zu Objekten des visuellen Vergnügens als auch der kritischen Analyse. Das Make-up wird hier zur Metapher für Transformation, Künstlichkeit und gesellschaftliche Konstruktionen der Schönheit. Fleury lädt mit ihren Siebdrucken auch dazu ein, über die Machtdynamiken nachzudenken, die mit jedem ästhetischen Konsum verbunden sind. Die Gegenüberstellung der industriellen Technik des Siebdrucks mit der persönlichen Auswahl taktiler Pigmente greift das Thema der Ausstellung «Décalage» auf: eine Verschiebung oder Verlagerung von Bedeutung. Ihre Arbeit sprengt die klinische Perfektion, die mit dem Neo-Geo-Konzept assoziiert wird, und durchdringt es mit intimen, geschlechtsspezifischen Erfahrungen. Damit fordert Fleury nicht nur die Begriffe der minimalistischen Abstraktion zurück, sondern definiert sie neu, indem sie die Politik der Schönheit und der geschlechtsspezifischen Arbeit in die Bildsprache der zeitgenössischen abstrakten Kunst integriert.

Die sechs Werke zeigen Fleurys ebenso kritische wie glamouröse Herangehensweise, die weibliche Ästhetik nicht als passives Objekt, sondern als aktive, störende Kraft zu positionieren. Als Teil der Ausstellung «NEOGEO – Décalages feminins» liefern die Werke eindringliche Kommentare zum Zusammenspiel von Kunst, Identität und Konsumkultur und laden den Blick auf die Tiefe hinter dem oberflächlichen Reiz des Schönen ein.

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  1. IYI, 2025
    IYI, 2025 Lithografie, Monotypie und Pailletten auf Papier (Unikate)
    Auflage: 20
    Bildgröße: 68,80 x 41,80 cm
    Blattgröße: 68,80 x 41,80 cm
    Produktion: Raynald Métraux, Lausanne
    CHF 800.00

Anaïs Defagos Aufmerksamkeit gilt den kleinen Details, die uns im Alltag gerne entgehen: der durch Sonnlicht gezeichneten Silhouette auf einer Fassade, der körnigen Struktur einer verputzten Wand, der diffusen Reflexion einer Beleuchtung auf der nassen Strasse, dem schimmernden Schatten einer Glasflasche auf einem Tisch. Ausgehend von ihrer unmittelbaren Umgebung erkundet Defago die Ästhetik des Unspektakulären im urbanen Raum. Ihre Beobachtungen hält sie fotografisch fest und abstrahiert architektonische Details, Lichtspiele, Materialien und Gegenstände durch sorgfältige Bildausschnitte. Im Laufe der Jahre ist eine Sammlung solcher situativen Kompositionen entstanden, die sie als visuelle Referenzen und Inspirationsquellen verwendet.

Für die Ausstellung «NEOGEO – Décalages Féminins» hat Anaïs Defago eine zweifarbige Lithografie geschaffen, die von ihrem fotografischen Blick geprägt ist und unsere räumliche Wahrnehmung herausfordert. Das Motiv ist sowohl klar definiert und kantig als auch unbestimmt und diffus. Die geometrischen Figuren hat die Künstlerin mit einer Vielzahl kleiner weinroter Punkte gezeichnet, die an den Pointillismus in der Malerei, aber auch an die Körnigkeit eines Fotoabzugs oder einer verputzten Wand erinnern. Der kontrastierende Hintergrund in knalligen Orange- bis Fuchsienrottönen wurde im Monotypie-Verfahren gedruckt und zeigt Variationen, die unterschiedliche Lichteinflüsse evozieren und jedes Blatt zum Unikat machen. Eine Paillettenschicht, die Defago wie einen schimmernden Schleier über die Komposition gelegt hat, bricht die strenge Geometrie der architektonisch konnotierten Bildsprache auf und erzeugt eine sinnliche, je nach Lichteinfall changierende Wirkung. Der Titel des Werkes «IYI» spielt auf die abgebildeten Formen an, die an schematisierte Darstellungen der weiblichen Anatomie erinnern.

Die vorwiegend skulpturale und installative Praxis von Anaïs Defago basiert auf dem Wechselspiel von Drei- und Zweidimensionalität und oszilliert zwischen architektonischem Readymade, Minimalismus und szenografischem Effekt. Das Licht, ob natürlich oder künstlich, spielt eine fundamentale Rolle und wird immer wieder in Form gemalter Schatten als Trompe-l’Œil in das Kunstwerk integriert. Auf diese Weise verleiht Defago ihren Werken eine zeitliche Dimension, die die Vergänglichkeit alltäglicher visueller Eindrücke reflektiert und unsere Perzeption zusätzlich schärft. An der Schnittstelle zwischen Malerei, Fotografie und Skulptur lädt uns die Künstlerin auch mit dieser Edition ein, unsere Umgebung mit einem neuen, aufmerksamen Blick zu betrachten und uns von der diskreten Poesie des urbanen Raums verführen zu lassen.

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  1. Reproductions II (The Mannerist Edition, Silver), 2024
    Reproductions II (The Mannerist Edition, Silver), 2024 Lithografie
    Auflage: 18
    Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 760.00
  2. Reproductions II (The Mannerist Edition, Gold), 2024
    Reproductions II (The Mannerist Edition, Gold), 2024 Lithografie
    Auflage: 18
    Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 760.00
  3. Reproductions II (The Mannerist Edition, Pink), 2024
    Reproductions II (The Mannerist Edition, Pink), 2024 Lithografie
    Auflage: 18
    Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 760.00
  4. Reproductions II (The Mannerist Edition, Purple), 2024
    Reproductions II (The Mannerist Edition, Purple), 2024 Lithografie
    Auflage: 18
    Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 760.00
  5. Reproductions II (The Mannerist Edition), 2024
    Reproductions II (The Mannerist Edition), 2024 Alle vier Werke zusammen
    Auflage: 18
    Bildgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Blattgröße: 69,70 x 49,70 cm
    Produktion: Thomi Wolfensberger, Zürich
    CHF 2’700.00

Isabelle Cornaros «Reproductions II (The Mannerist Edition)» bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Repräsentation, Abstraktion und historischem Zitat. Die vier Lithografien, die für die Ausstellung «NEOGEO – Décalages féminins» entstanden sind, setzen ihre Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, der materiellen Kultur und dem Erbe der klassischen Malerei fort, hier gefiltert durch die Ästhetik der Abstraktion.

Mit diesen Arbeiten erinnert Cornaro an die komplexe Bildsprache des Manierismus des 16. Jahrhunderts, einer Epoche, die für überlange Formen, gewundene Kompositionen und eine fast obsessive Stilisierung des menschlichen Körpers bekannt ist. Die Lithografien pulsieren mit einer besonderen Künstlichkeit – «schmutziges Gold» und «schmutziges Silber» schimmern gegen kräftige, psychedelische Rottöne an, und erinnern gleichermassen an die farbliche Extravaganz manieristischer Maler wie Jacopo da Pontormo und an die synthetischen, industriellen Farbtöne der zeitgenössischen digitalen Kultur. Cornaro sucht mehr nach dem perfekten Augenblick als nach einer getreuen Wiedergabe, indem sie die Kunstgeschichte in ein zeitgenössisches Relikt verwandelt.

Ihre visuelle Strategie weist auf einen inhärenten Widerspruch hin: Während die Arbeiten mit der verführerischen Flächigkeit der monochromen Malerei kokettieren, widersetzen sie sich gleichzeitig der vollkommenen Abstraktion. Jede Lithografie gliedert sich in drei fotografische und drei gesprayte Strukturen. Die fotografischen Elemente führen eine indexikalische Beziehung zur Realität ein, eine mechanische Reproduktion, die an Archivierung und Dokumentation erinnert. Die gesprayten Strukturen evozieren eine schwer fassbare Materialität – gestisch und unmittelbar verweisen sie auf einen manuellen Eingriff.

Eine ähnliche Logik liegt Cornaros Wandgemälden «Reproductions I» zugrunde; dort vergrössert sie Filmstills aus ihrem 16-mm-Film «Floues et Colorées», die unter anderem in Paris im Palais de Tokyo gezeigt wurden, und verwandelt die fliessenden Augenblicke kreativen Ausdrucks in monumentale visuelle Statements. In «Reproductions II (The Mannerist Edition)» geht Cornaro der Frage nach, wie sich Bilder über Medien und Formen hinweg verändern, und fordert die Rezipient:innen auf, die Spannung zwischen dem ursprünglichen Ausdruck und seiner Übersetzung, zwischen dem Dargestellten und dem mechanisch Reproduzierten zu untersuchen. Dieses Aushandeln zwischen Figuration und mechanischer Reproduktion, historischer Tiefe und zeitgenössischer Reduktion siedelt Cornaros Werk in einer mehrdeutigen Zone an, die die scheinbar starren binären Gegensätze der Neo-Geo-Ästhetik infrage stellt. Während Neo-Geo oft mit formalistischer Reduktion der Abstraktion einhergeht, untergräbt Cornaro diese Einfachheit, indem sie der Kunstgeschichte narrative Tiefe verleiht. Ihr Ansatz verbindet die Präzision der Lithografie mit der Unmittelbarkeit des Sprayens, mechanische Kontrolle mit spontaner Geste. In ähnlicher Weise setzt sich Cornaro in ihren Wandgemälden mit dem Prozess der Übersetzung auseinander, indem sie bewegte Filmbilder in statische, monumentale Kompositionen verwandelt. In beiden Fällen erforscht sie, wie sich Bedeutung über die Medien hinweg verschiebt und entwickelt, wobei sie nicht nur die Form, sondern auch die Geschichten und Prozesse, die in jedem Werk verankert sind, in den Vordergrund stellt.

Letztlich sind «Reproductions II (The Mannerist Edition)» nicht nur Neuinterpretationen, sondern auch Verschiebungen – sie sind ein Spiel mit Zeit, Repräsentation und Materialität, das die Art und Weise hinterfragt, wie Bilder überdauern, sich verändern und unsere zeitgenössische visuelle Landschaft durchdringen. Cornaro bezieht sich auf die Renaissance und die mechanische Reproduktion und verortet ihre Arbeiten in einer Abstammungslinie aus Übersetzungen, Adaptationen und dem Paradox der Wiederholung als Erfindung.

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  1. The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha white), 2025
    The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha white), 2025 Digitaler Direktdruck auf Leinwand in Künstlerinnen-Rahmen
    Auflage: 20
    Abmessung: 32,00 x 22,00 x 3,50 cm
    Produktion: Studio Claudia Comte, Bennwil
    CHF 1’400.00
  2. The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha black), 2025
    The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha black), 2025 Digitaler Direktdruck auf Leinwand in Künstlerinnen-Rahmen
    Auflage: 20
    Abmessung: 32,00 x 22,00 x 3,50 cm
    Produktion: Studio Claudia Comte, Bennwil
    CHF 1’400.00

Claudia Comtes neue Editionen konzentrieren sich auf ein zentrales Motiv ihrer künstlerischen Arbeit: das HAHAHA. Die ikonische, aus der Sprache der Comics stammende Sequenz wird zu einem autonomen Element, das sich in rhythmischen, seriellen Wiederholungen auf der Leinwand entfaltet. Die HAHAHAs überziehen die Leinwand in wechselnder Intensität: Mal fettgedruckt und dominant, mal zart und fast mit dem Hintergrund verschmelzend. Sie agieren als visuelle Störfaktoren und beleben die Oberfläche durch Bewegung und Vibration. Die HAHAHAs wirken verspielt und doch ambivalent; sie oszillieren zwischen Humor und Kritik, Oberfläche und Tiefe, Geste und Reproduktion. In früheren Arbeiten hat Comte dieses Motiv des Lachens mit Bildern der Umweltzerstörung kombiniert und schuf so einen schrillen Kontrast, der die beunruhigende Beziehung zwischen Komplizenschaft und Konsum ins Zentrum rückt. Hier stehen die HAHAHAs für sich allein – aus jeglichem narrativen Zusammenhang gelöst und tragen doch die Bürde der vorherigen Assoziationen.

Die Aufnahme dieser Werke in die Ausstellung «NEOGEO – Décalages féminins» unterstreicht Comtes Beschäftigung mit geometrischer Abstraktion und repetitiven Systemen. Charakteristisch für ihre künstlerische Praxis im Allgemeinen sind Serialität, Muster und Form – oft in Verbindung mit natürlichen Geometrien und ästhetischen Strukturen der Abstraktion. In diesem Zusammenhang funktioniert das Motiv der HAHAHAs als eine Form der geometrischen Abstraktion. Von seiner linguistischen Funktion befreit wird das wiederholte «HA» zu einer modularen Einheit: eine typographische Form, die sich in ein geometrisches Muster verwandelt. Die Buchstaben werden zu Formen, ihre Aneinanderreihung bildet Raster, Wellen oder rhythmische Sequenzen, die an die Tradition formaler Abstraktion anknüpfen. So betrachtet ist die Typografie abstrakte Geometrie, ein Zeichensystem dessen Bedeutung sich im reinen visuellen Rhythmus auflöst. Dieser Ansatz verbindet Comtes Werk mit dem von Künstlern wie Olivier Mosset, der sich lange mit der Beziehung von Aneignung, systematischer Wiederholung, Oberfläche und Bedeutung beschäftigt hat. Während Mossets Kreise und Gitter kühl und distanziert erscheinen, sind Comtes HAHAHAs mit kultureller Spannung aufgeladen – spielerisch und beunruhigend zugleich, ein Kommentar zur Absurdität des zeitgenössischen Daseins.

Die auf der Oberfläche tanzenden und pulsierenden HAHAHAs bleiben bewusst mehrdeutig. Sie können als Antwort auf die Unterhaltungskultur gelesen werden, als Kommentar zur Bilderflut des digitalen Zeitalters oder schlicht als pure visuelle Energie, die nach einer unmittelbaren körperlichen Reaktion verlangt. Aber unter dieser Oberfläche verbirgt sich ein tieferes Unbehagen. Die Wiederholung der HAHAHAs suggeriert ein hohles Lachen, das die Realität der Umweltzerstörung mit einem dünnen, trügerischen Schleier überzieht. Ist das Lachen Ausdruck ungefilterter Freude oder ein nervöser Reflex angesichts der ökologischen Katastrophe? Comtes Arbeit legt nahe, dass es beides sein könnte. Das macht die wahre Kraft dieser Editionen aus: sie laden dazu ein, sich zu fragen, ob Lachen Befreiung oder Resignation bedeutet, und sie erinnern uns still an die Dissonanz zwischen dem, was wir sehen, was wir fühlen und womit wir uns auseinandersetzen wollen.

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