Claudia Comte

*1983 Grancy, lebt und arbeitet in Basel

https://www.claudiacomte.ch

Mai 2025

  1. The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha white), 2025
    The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha white), 2025 Digitaler Direktdruck auf Leinwand in Künstlerinnen-Rahmen
    Auflage: 20
    Abmessung: 32,00 x 22,00 x 3,50 cm
    Produktion: Studio Claudia Comte, Bennwil
    CHF 1’400.00
  2. The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha black), 2025
    The Absurdity of Contemporary Existence (hahaha black), 2025 Digitaler Direktdruck auf Leinwand in Künstlerinnen-Rahmen
    Auflage: 20
    Abmessung: 32,00 x 22,00 x 3,50 cm
    Produktion: Studio Claudia Comte, Bennwil
    CHF 1’400.00

Claudia Comtes neue Editionen konzentrieren sich auf ein zentrales Motiv ihrer künstlerischen Arbeit: das HAHAHA. Die ikonische, aus der Sprache der Comics stammende Sequenz wird zu einem autonomen Element, das sich in rhythmischen, seriellen Wiederholungen auf der Leinwand entfaltet. Die HAHAHAs überziehen die Leinwand in wechselnder Intensität: Mal fettgedruckt und dominant, mal zart und fast mit dem Hintergrund verschmelzend. Sie agieren als visuelle Störfaktoren und beleben die Oberfläche durch Bewegung und Vibration. Die HAHAHAs wirken verspielt und doch ambivalent; sie oszillieren zwischen Humor und Kritik, Oberfläche und Tiefe, Geste und Reproduktion. In früheren Arbeiten hat Comte dieses Motiv des Lachens mit Bildern der Umweltzerstörung kombiniert und schuf so einen schrillen Kontrast, der die beunruhigende Beziehung zwischen Komplizenschaft und Konsum ins Zentrum rückt. Hier stehen die HAHAHAs für sich allein – aus jeglichem narrativen Zusammenhang gelöst und tragen doch die Bürde der vorherigen Assoziationen.

Die Aufnahme dieser Werke in die Ausstellung «NEOGEO – Décalages féminins» unterstreicht Comtes Beschäftigung mit geometrischer Abstraktion und repetitiven Systemen. Charakteristisch für ihre künstlerische Praxis im Allgemeinen sind Serialität, Muster und Form – oft in Verbindung mit natürlichen Geometrien und ästhetischen Strukturen der Abstraktion. In diesem Zusammenhang funktioniert das Motiv der HAHAHAs als eine Form der geometrischen Abstraktion. Von seiner linguistischen Funktion befreit wird das wiederholte «HA» zu einer modularen Einheit: eine typographische Form, die sich in ein geometrisches Muster verwandelt. Die Buchstaben werden zu Formen, ihre Aneinanderreihung bildet Raster, Wellen oder rhythmische Sequenzen, die an die Tradition formaler Abstraktion anknüpfen. So betrachtet ist die Typografie abstrakte Geometrie, ein Zeichensystem dessen Bedeutung sich im reinen visuellen Rhythmus auflöst. Dieser Ansatz verbindet Comtes Werk mit dem von Künstlern wie Olivier Mosset, der sich lange mit der Beziehung von Aneignung, systematischer Wiederholung, Oberfläche und Bedeutung beschäftigt hat. Während Mossets Kreise und Gitter kühl und distanziert erscheinen, sind Comtes HAHAHAs mit kultureller Spannung aufgeladen – spielerisch und beunruhigend zugleich, ein Kommentar zur Absurdität des zeitgenössischen Daseins.

Die auf der Oberfläche tanzenden und pulsierenden HAHAHAs bleiben bewusst mehrdeutig. Sie können als Antwort auf die Unterhaltungskultur gelesen werden, als Kommentar zur Bilderflut des digitalen Zeitalters oder schlicht als pure visuelle Energie, die nach einer unmittelbaren körperlichen Reaktion verlangt. Aber unter dieser Oberfläche verbirgt sich ein tieferes Unbehagen. Die Wiederholung der HAHAHAs suggeriert ein hohles Lachen, das die Realität der Umweltzerstörung mit einem dünnen, trügerischen Schleier überzieht. Ist das Lachen Ausdruck ungefilterter Freude oder ein nervöser Reflex angesichts der ökologischen Katastrophe? Comtes Arbeit legt nahe, dass es beides sein könnte. Das macht die wahre Kraft dieser Editionen aus: sie laden dazu ein, sich zu fragen, ob Lachen Befreiung oder Resignation bedeutet, und sie erinnern uns still an die Dissonanz zwischen dem, was wir sehen, was wir fühlen und womit wir uns auseinandersetzen wollen.

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