12.11.2022 - 11.03.2023 | Edition November 2022

«Staging the Ordinary»

«Staging the Ordinary» ist die erste Ausstellung der Edition VFO (Verein für Originalgraphik) in den neu bezogenen Räumen des Löwenbräukunst-Areals in Zürich.

Installationsansicht Edition VFO, Charlotte Herzig, Ulla von Brandenburg; Foto: Bernhard Strauss

Installationsansicht Edition VFO, Izidora I LETHE, Caro Niederer, Zilla Leutenegger; Foto: Bernhard Strauss

Diese Gruppenausstellung markiert auch den Auftakt zum 75-jährigen Jubiläum des Kunstvereins, der 1948 in Zürich gegründet wurde. «Staging the Ordinary» vereint unterschiedliche künstlerische Positionen, die sich mit zentralen Themen der Inszenierung beschäftigen. Dazu gehört auch die Erprobung bestimmter Handlungen in Raum und Zeit, die schliesslich im performativen Akt der Aufführung öffentlich wahrnehmbar werden. Neben der Zurschaustellung alltäglicher Objekte und Gegenstände wird auch das Spektakel, das etwa auf einer Bühne stattfindet, zum Thema. Das «Spektakel»¹ wird hier nicht im Sinne von Guy Debords berühmtem Essay «Die Gesellschaft des Spektakels»² negativ konnotiert aufgefasst, sondern viel mehr als «Theater des Alltags» verstanden.

¹ Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels. Edition Tiamat, Berlin 1996.
² Vgl. Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München 2003.

 

Installationsansicht Edition VFO, Roman Signer, Ulla von Brandenburg und Izidora I LETHE; Foto: Bernhard Strauss

Installationsansicht Edition VFO, Roman Signer, Ulla von Brandenburg; Foto: Bernhard Strauss

Ulla von Brandenburg entführt uns mit drei Lithografien in die teils absurde Welt des Theaters. Die farbigen Ebenen des Vorhangs spielen in zwei Werken der Serie eine besondere Rolle, indem sie die räumliche Trennung zwischen Publikum/Realität und Bühne/Schauspiel offenlegt.

Installationsansicht Edition VFO, Ulla von Brandenburg: "Magicien, Scène avec ombre, Scène"; Foto: Bernhard Strauss

Charlotte Herzig choreografiert verfremdete Motive, wie Blätter, Hände, Sträucher und Hügel in farbenfrohen Traum-Landschaften. Die Spontaneität der Anordnungen und Variationen der aquarellierten Miniaturen machen die Werke zu seriellen Unikaten.

Installationsansicht Edition VFO, Charlotte Herzig: "_Love_ (miniature), Light Fast (miniature)"; Foto: Bernhard Strauss

In Izidora I LETHEs Arbeiten geht es um das vernachlässigte Wissen, das in Körpern gespeichert ist. Bewegungen des Körpers werden im Tiefdruck in Bewegungslinien übersetzt, die in faszinierenden Verästelungen und Farbspektren münden.

Installationsansicht Edition VFO, Izidora I LETHE: "SEVERAL/GLOW (x (2022); (y (2022); (z (2022)"; Foto: Bernhard Strauss

Zilla Leutenegger hingegen inszeniert das Bücherregal als visuelles Markenzeichen von Interieurs. Spielerisch ist die Arbeit zwischen Fotografie und Malerei angesiedelt und funktioniert als Papierarbeit sowie auch als aufgezogenes Installationsobjekt.

Installationsansicht Edition VFO, Zilla Leutenegger: "LETTERS NUMBERS COLORS"; Foto: Bernhard Strauss

Caro Niederers erste malerische Lithografie ist auf Basis einer Fotografie entstanden. Die Innenhofszene von Vernissage-Besucher:innen verwischt das Rollenverhältnis zwischen Bild, Raum und Publikum.

Installationsansicht Edition VFO, Roman Signer, Ulla von Brandenburg, Caro Niederer; Foto Bernhard Strauss

Die foto-lithografischen Werke von Roman Signer sind Stills aus der Aktion «Überfliegen der Zeitung» (1997), von denen vier erstmalig als Druckedition verlegt werden. Signer inszeniert in humorvoller Manier das Ritual des Zeitungslesens und überträgt in der Aktion die gedruckten Nachrichten auf einen Videomonitor, was am Ende in unerwarteten, abstrakten Glitches mündet.

Installationsansicht Edition VFO, Roman Signer: Überfliegen der Zeitung I-IV; Foto: Bernhard Strauss

«Staging the Ordinary» bringt ein grosses Spektrum an neuen Werken zusammen, das vor allem durch seine verschiedenen intermedialen Kombinationen wie Flachdruck und Fotografie, Lithografie und Aquarell, sowie Monotypie und Tiefdruck klassische Vorstellungen der Druckgrafik herausfordert. Zusätzlich eröffnet die Ausstellung eine spannende Perspektive hinsichtlich der Inszenierung von Grafik im Raum – sowohl inhaltlich wie auch formal.

Wir freuen uns mit dieser besonderen Editionsausstellung das Jubiläumsjahr in unseren neuen Räumen einzuleiten.