Mittwoch, 30. Oktober 2019 | Edition VFO

November-Edition: "La métamorphose de l'art imprimé. Zeitgenössische Westschweizer Editionen und serielle Unikate"

 


Olivier Mosset, Untitled, 2019, Siebdruck auf Keaykolor Virgin Pulp 300g, 40 x 40 cm

   

Herzliche Einladung zur Ausstellung «La métamorphose de l’art imprimé. Zeitgenössische Westschweizer Editionen und serielle Unikate», mit Werken von:

Alfredo Aceto, Philippe Decrauzat, Valérie Favre, Sylvie Fleury, Louisa Gagliardi, Olivier Mosset, Sylvie Fleury, Carmen Perrin, Denis Savary.

Ausstellung: 22. November 2019 bis 14. März 2020


Mit der Ausstellung «La métamorphose de l'art imprimé. Zeitgenössische Westschweizer Editionen und serielle Unikate» präsentiert die Edition VFO siebzehn neue Werke von drei Generationen an Künstlerinnen und Künstlern aus der Romandie. «Romandie» kann hier sowohl Herkunftsort als auch Wahlheimat bedeuten und damit Globalisierung, Lokalität und Identität reflektieren – so lebt Olivier Mosset seit Langem in Arizona, die aus Bolivien stammende Carmen Perrin in Genf. In dieser als Brückenschlag-Projekt zwischen zwei Sprachregionen der Schweiz konzipierten Ausstellung beschäftigen sich die Künstlerinnen und Künstler damit, was Kunsteditionen, Druckkunst und Multiples heute sein können. Dabei zeigen sie auf, wie lebendig die westschweizer Kunstszene gegenwärtig ist.

Während das Reproduktionspotenzial eine Form der Demokratisierung der künstlerischen Praktiken ausmacht, die es ermöglicht, Werke renommierter Künstler einem breiten Publikum zugänglich zu machen, erlaubt es den Kunstschaffenden auch, mit der Frage nach der limitierten Auflage und dem Unikat zu spielen sowie mit einer Vielzahl von Techniken zu experimentieren. Vom «ausgestorbenen» Cibachrome bis zum Linolschnitt, vom Siebdruck bis zum Inkjet, von der Aquatinta-Radierung bis zur Collage oder der thermogeformten Skulptur bietet die Ausstellung eine (Wieder-)Entdeckung einer Reihe von Praktiken, die zum Teil seit der Renaissance, den Anfängen der Pop-Art oder erst seit Kurzem verwendet wurden. Die durch den Titel angekündigte Metamorphose zeigt sich gerade in den verschiedensten Medien und Trägern, einige davon am Rande des Vergessens, andere an der Spitze der Technologie.

Die Erforschung des technischen Potenzials von Druck, Multiplikation und Original führt zu überraschenden konzeptionellen und ästhetischen Ergebnissen. Alfredo Aceto entwarf eine Serie von grossen Filzkrawatten, die als Wandobjekte konzipiert sind. Jedes Exemplar ist mit einer unterschiedlichen, vom Künstler gewählten Nadel ausgestattet und erinnert durch seine Materialität an Beuys sowie an die Tradition des Ready-mades. Philippe Decrauzat erstellte drei neue Werkgruppen, die sich auf seinen neuesten Film zum Barcelona Pavillon von Mies van der Rohe beziehen: elf einzigartige Cibachrome-Arbeiten mit Positivabzügen des 16-mm Films, 22 Inkjet-Drucke mit in Passepartout gerahmten Bildausschnitten und abstrakte Inkjet-Drucke der Filmrolle selbst. Mit Andeutung an die Zürcher Kunst- und die Schweizer Politikgeschichte, produzierte Valérie Favre zwei neue Werke, die Collage und Siebdruck vereinen und die sich mit der Thematik von Gender und Identitätspolitik auseinandersetzen, indem sie künstlerische und historische Bezüge zu Virginia Woolf sowie dem Max Bill untersuchen. Nach Arbeiten, die 1997 für eine Einzelausstellung im Migros-Museum in Zürich entstanden sind, entwarf Sylvie Fleury vier grosse Banner in Kleinstauflagen unter dem Motto «She-Devils on Wheels». Jedes der vier Grossformate wurde in einer anderen Farbe im Siebdruck-Verfahren hergestellt und von Hand mit Ösen versehen. Wie in ihren grossformatigen Arbeiten spielt Louisa Gagliardi auch hier mit dem Reproduktionsprozess der digitalen Technologie, indem sie Vektorzeichnung per Inkjet-Druck auf Karton realisiert, ohne dass es dabei zu völlig identischen Werken kommt. Jeder Druck wurde dabei nämlich von der Künstlerin per Hand mit einem Lack-Finish versehen. Im Gegensatz zum digitalen Verfahren kreierte Olivier Mosset einen goldenen Siebdruck in Anlehnung an die aus der Moderne stammende Tradition des Rasters. Dieses minimalistische Gitter, ein Archetyp der abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts, bezieht sich auf eine ortspezifische künstlerische Intervention im italienischen Barologebiet. In einer anderen klassischen Drucktechnik wirkt Carmen Perrins Aquatinta-Radierung fast tautologisch, indem sie an die Wirkung der Säure auf die Kupferplatte erinnernd, das Wort «ACIDES» beinhaltet und mit der Färbung der Buchstaben in feinen Farbstufen spielt: eine technische Meisterleistung, die uns daran erinnert, dass die Ätzung eine Kunst für sich ist. 
Die grossen, schwarzen Erdbeeren aus bemaltem, thermoformiertem Plastik von Denis Savary referenzieren auf Corinna Bille und die erotische Ikonografie der Erdbeere in der Kunstgeschichte. In einem zweiten Beitrag produziert Savary sieben überlebensgrosse Sonnenschirm-Unikate als Linolschnitte. Der Titel «Figueras» und die Farbgebung beziehen sich dabei auf Salvador Dalís Herkunftsort und das von Dalí entwickelte Design für Chupa Chups. Durch die unterschiedlichen Versionen desselben Motivs erinnern sie stark an die Editionen einiger Pop-Art Künstler.

Die Ausstellung wurde konzipiert und kuratiert von David Khalat und Bernard Vienat, freischaffender Kurator und Direktor des Genfer Vereins art-werk. Ende Januar 2020 erscheint im Verlag für Moderne Kunst, Wien, ein vollständig bebilderter zweisprachiger Katalog (dt., fr.) zur Ausstellung mit Beiträgen von Dr. Christian Rümelin (Direktor des Cabinet d'arts graphiques in Genf und Präsident der Schweizerischen Graphischen Gesellschaft), Dr. Laurence Schmidlin (Kuratorin am Musée Cantonal des Beaux-Arts in Lausanne), David Khalat und Bernard Vienat (op. cit.). Ein Teil der Ausstellung wird des Weiteren Ende Januar 2020 in Genf im Rahmen der Art Genève präsentiert. 

Die hier besprochenen Arbeiten können ab sofort auf unserer Website eingesehen werden, der Verkauf beginnt ab der Vernissage.

Bei Fragen oder für weitere Informationen, kontaktieren Sie bitte David Khalat unter info(at)edition-vfo.ch.

Louisa Gagliardi, Pique-nique Sauvage 1, 2019, Inkjet auf Chromolux Karton, überarbeitet mit Nagellack, 16 x 36 cm


In Kooperation mit: art-werk.ch

Die Ausstellung wird unterstützt durch: