Sonntag, 20. Februar 2022 | Edition VFO

Podcast mit Walead Beshty

Installationsansicht: Walead Beshty, United States Federal Reserve One-Dollar Note: Series 2017, Issued by Federal Reserve Bank of Atlanta, Georgia, Printed in Washington, District of Columbia, Plate Position F4, Front Plate No. 104, Back Plate No. 80, Serial No. A46336540C - A46336600C, (Gold Bronze: 85% Copper, 15% Zinc), 2021

Wir freuen uns, den ersten Podcast im Rahmen der Ausstellung «Notes on Abstraction» zu präsentieren. Walead Beshty spricht darin über die künstlerische Praxis in Bezug auf Konzepte von Produktion, Reproduktion, Originalität, Abstraktion und Transparenz. 

 

Walead Beshty hat eine neue Serie von monochromen goldenen US-Ein-Dollar-Scheinen entworfen. Das Goldpulver basiert auf einem Kupfer-Zink-Verbundstoff und wurde – nach dem Auftrag eines Leims durch lithografischen Druck – von Hand auf jeden Schein poliert. In Anspielung an die historische Beziehung zum Goldstandard ist der Wert des Geldes heute nicht mehr durch ein Äquivalent garantiert, sondern verlagert sich auch allmählich in die digitale Sphäre. Beshty denkt in seiner Serie über ein sich wandelndes System von Wertgegenständen nach – sei es Geld oder Kunst.

Installationsansicht: Walead Beshty in der Ausstellung «Notes on Abstraction». Foto: Bernhard Strauss</p>

Dies spiegelt sich vor allem im Werktitel der Serie wieder, in dem Beshty die gesamten Informationen der kodierten Banknote nennt. Dies verdeutlicht, dass keines der Werke mit einem anderen kongruent ist, da jedes einzelne bis zu seiner Produktionsstätte und sogar seiner Druckplatte zurückverfolgt werden kann. Beshty reflektiert diesen Ansatz auch innerhalb seiner Einstellung zur Editionspraxis allgemein: «Ich produziere keine Editionen, weil es in meinem Konzept von Kunstwerken niemals zwei völlig gleiche Objekte gibt.» Der Künstler stellt damit nicht nur das Verständnis von Authentizität in Frage, sondern eröffnet auch die notwendige Diskussion über den Unikatcharakter und die Originalität in der zeitgenössischen Kunst und speziell in der Druckgrafik.

Ansicht der Ausstellung «Walead Beshty» im MAMCO Geneve, 2019. Foto: Annik Wetter

Walead Beshty versteht die zeitgenössische Kunst als einen Teilbereich der globalisierten kapitalistischen Gesellschaft, die durch den Fluss von Informationen und den Austausch von Werten gekennzeichnet ist. So sind Kunstwerke für den Künstler nicht mehr nur als autonome ästhetische oder formalistische Objekte denkbar, sondern vielmehr als komplexe Produktionszusammenhänge, die in ihre verschiedenen Einzelteile zerlegt werden können.

Ansicht der Ausstellung «Standard Deviations» im Kunstmuseum Winterthur, 2020

Die Verbindung von einfachen und abstrakten Formen mit komplexer und vielschichtiger Institutionskritik führt nicht nur zu einer formschönen Erhabenheit, sondern bringt die Betrachtenden auch zur Reflexion über die gesellschaftspolitischen Implikationen von Ästhetik. Die Fragen nach Authentizität und prozessualer Transparenz ziehen sich wie ein roter Faden durch Beshtys Praxis, da er stets die Objekthaftigkeit und materielle Beschaffenheit des Kunstobjekts aufdeckt.