Mittwoch, 1. Dezember 2021 | Edition VFO

Podcast mit Katja Novitskova

Katja Novitskova, Microbial Oasis: mutation 0, 2021, Siebdruck auf Alu Dibond (lasergeschnitten), Platte: 43 x 47 x 0,2 cm.

Wir freuen uns, den zweiten Podcast im Rahmen der Ausstellung «On Photography - New Perspectives» zu präsentieren. Darin erfahren Sie mehr über die neue Arbeit von Katja Novitskova und ihren Schaffens- und Inspirationsprozess. 

 

Katja Novitskovas Edition steht exemplarisch für ihre neue Arbeit Microbial Oasis, die erstmals im Kunstfort Amsterdam im Mai diesen Jahres präsentiert wurde. Der siebenfarbige, fluoreszierende Siebdruck basiert auf Abbildungen von synthetischen Proteinen und viralen Assemblagen. Die spekulative Darstellung entsteht durch das neue StyleGAN2-Modell – generative adversarial network –, benannt nach einem Framework für maschinelles Lernen, das aus Bilddatenbanken neue Bilder erzeugen kann. Novitskova verwendet eine Open Source-Datenbank mit 12.000 Bildern von molekularen und zellulären Strukturen, die auf mikroskopischen Aufnahmen von tatsächlichen Proteinen und Viren basieren.

Ansicht der Ausstellung «On Photography - New Perspectives». Foto: Bernhard Strauss.

Die visuellen Darstellungen des aktuellen Projekts der Künstlerin könnten realistischer nicht sein, da die medizinische Forschung und die Biotechnologie unglaublich genaues Wissen über Viren produzieren, das auf Computermodellen beruht. Auch wenn die meisten visuellen Materialien keine ästhetische Betrachtungsweise zulassen, konvertiert und rekreiert Novitskova die vorgefundenen Bilder, indem sie sie für ihre künstlerische Erkundung der digitalen und mikrobiellen Bildwelt entlehnt und transformiert.

Ansicht der Ausstellung «Potential Worlds 1: Planetary Memories» im Migros Museum für Gegenwartskunst, 2020. Foto: Stefan Altenburger.

Katja Novitskovas Interesse liegt darin, Bilder aus ihrem natürlichen Umfeld herauszuheben. Dabei spielt sie mit der ursprünglichen Übersetzung von organischen Körpern in Bilder und digitale Daten, um sie dann in grösserem Massstab wieder zu reproduzieren. Darin kartografiert Novitskova Analysen von Big Data, Gentechnik sowie künstlicher Intelligenz, um eine neue Form der Fotografie zu schaffen. Indem die Künstlerin diese Bilder neu zusammensetzt und rekombiniert, kreiert sie potenzielle Welten, die oft an perfekt abgemischte atmosphärische und farbenfrohe Darstellungen erinnern, wie wir sie aus Wissenschaftsdokumentationen kennen.

Ansicht der Ausstellung «IF ONLY YOU COULD SEE WHAT I'VE SEEN WITH YOUR EYES» im Estnischen Pavillon der Venedig Biennale, 2017. Foto: Anu Vahtra.

Hören Sie das Gespräch mit der Künstlerin, in dem sie auf verschiedene Aspekte ihrer Arbeit und unseres Alltags eingeht, wie beispielsweise die Abflachung von Bildern in unserer digitalen Welt oder die Unbekannten Unbekannten in der Forschung und Politik. Auch verrät sie, dass ihre Kunstinstallationen statt von der Kunstgeschichte, massgeblich von Film, Theater und der Wissenschaftsphilosophie beeinflusst sind.