Gregor Hildebrandt

*1974 in Bad Homburg, lebt und arbeitet in Berlin

https://wentrupgallery.com/en/artists/gregor-hildebrandt/works

Juni 2024

  1. Ich hab' mich wieder verlaufen, 2023
    Ich hab' mich wieder verlaufen, 2023 Kaltnadelradierung
    Auflage: 15
    Bildgröße: 11,80 x 8,00 cm
    Blattgröße: 22,00 x 22,00 cm
    Produktion: Tabor Presse, Berlin
    CHF 860.00

Gregor Hildebrandt ist dafür bekannt, bildende Kunst und Tonträger zu verbinden, was auch die Voraussetzung für seine neue Arbeit für die Edition VFO ist. Hildebrandts Werke werden von Musik begleitet, doch keines seiner Objekte gibt jemals einen Ton von sich. Der Klang ist nur in das Material selbst eingebettet, das für seine Produktionsweise verwendet wird. «Anstatt Bilder zu arrangieren, zerlegt Hildebrandt Gegenstände und benutzt ihre Bestandteile als Medium» (1). Die gleiche Methode wendet der Künstler bei einer seiner ersten Kaltnadelradierungen für die Edition VFO an. Ungewöhnlich ist, dass der Tiefdruck nicht von der traditionellen Matrix der Kupferplatte, sondern von einer Schallplatte gedruckt wurde, die üblicherweise für Musikaufnahmen verwendet wird.

«Ich hab’ mich wieder verlaufen» ist eine Radierung von der ersten LP der Band ANNE, «Flamingo», die 2019 auf dem Label des Künstlers, Grzegorzki Records, veröffentlicht wurde. Der Titel bezieht sich auf den Text des ersten Liedes des Albums «Im Park». Auf einem rechteckigen Abschnitt des zerlegten Vinyls erscheint eine mysteriöse Figur neben den lyrischen Worten «Ich hab’ mich wieder verlaufen». Die Komposition ruft eine Atmosphäre von Verlust und Suche hervor, die sowohl rätselhaft als auch ergreifend ist. Die Worte können als Verweis auf ein flaneurartiges Umherschweifen und das Hören von Musik gelesen werden. Alle Werke Hildebrandts enthalten voraufgezeichnetes Material, auf das er in den Titeln Bezug nimmt oder das er als Statement für eine neue Entwicklung seiner künstlerischen Praxis verwendet. Diese Namen, meist Lyrics einzelner Lieder, sollen sowohl kollektive als auch individuelle Geschichten ins Gedächtnis rufen und neue imaginäre Assoziationen auslösen.

Diese Kaltnadelradierung fügt sich nahtlos in Hildebrandts umfangreiches Werk ein. Hildebrandt konstruiert scheinbar minimalistische und doch latent romantische Gemälde, Arbeiten auf Papier und Installationen aus typischen Musikträgern wie Vinylplatten und Kassetten. Hinter einer analogen Ästhetik, die an Schwarz-Weiß-Monochromie grenzt, erforscht Hildebrandt seit langem die Beziehung zwischen Ton und Bild und präsentiert vertraute Objekte in unerwarteten Kontexten. Dabei geht es ihm nicht nur um die physische Präsenz von Objekten, sondern auch um deren metaphorische, kollektiv gedachte Bedeutung und die Erinnerungen, die sie hervorrufen.

Gregor Hildebrandt ist Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine letzte Einzelausstellungen fanden in der Kunsthalle Rostock (2024), der Kunsthalle Praha (2022) und im Mies van der Rohe Haus in Berlin (2021) statt. Seine Werke befinden sich unter anderem in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, und in den Sammlungen der Tate Modern in London und des Centre Pompidou in Paris.

(1) Christelle Havranek, «Time is the Matter», in: «Gregor Hildebrandt. A blink of an eye and the years are behind us», Berlin: DCV, 2022, S. 14.

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