Renata Kaminska

*1974 in Zamość, Polen, lebt und arbeitet in Berlin und Zamosc

https://renatakaminska.de/

Juni 2024

  1. Bombo, 2023
    Bombo, 2023 Holzdruck
    Auflage: 7
    Blattgröße: 99,70 x 69,90 cm
    Produktion: Tabor Presse, Berlin
    CHF 720.00
  2. Coleo, 2023
    Coleo, 2023 Holzdruck
    Auflage: 7
    Blattgröße: 99,70 x 69,90 cm
    Produktion: Tabor Presse, Berlin
    CHF 720.00

Die Edition von Renata Kaminska zeigt den imposanten Abdruck eines afrikanischen Mahagoni-Wurzelstocks. Die ovale Form mit den haptisch feinen Furchen der Maserung ist in beiden Drucken identisch. Das Motiv erinnert an wissenschaftliche Mikroskop-Aufnahmen menschlicher Zellen und inszeniert die Wurzeln als innere Organe der Bäume. Die beiden Werke unterscheiden sich durch ihre Titel und durch die Intensität der Farbe, welche an diejenige des Tropenholzes angelehnt ist. Nach dem Abdruck des dunkleren Werkes «Bombo» wurde jeweils mit der auf dem Druckstock verbliebenen Restfarbe das hellere «Coleo» erzeugt, sozusagen als Begleiterscheinung, Schatten oder Echo. Die Werktitel sind Abkürzungen von Fachbegriffen aus der Insektenkunde und spielen mit dem Gedanken von Nützlingen, die etwas Gutes für die Allgemeinheit bewirken, und Parasiten, die von der Vorleistung anderer profitieren.

In ihrer vorwiegend skulpturalen und installativen Praxis legt Renata Kaminska grossen Wert auf Materialität und Haptik. Anstatt mit üblichen künstlerischen Werkstoffen Neues zu erschaffen, bedient sie sich des Vorhandenen, um sich mit den Spuren des Individuums und der Gesellschaft im öffentlichen Raum auseinanderzusetzen. Die Materialien, die sie wiederverwendet und in einem möglichst rohen Zustand belässt, wie Zeitungen oder Betonklötze, sind zwar alltäglich, aber immer mit Geschichten des kollektiven Gedächtnisses aufgeladen. Die für die vorliegende Edition genutzten Mahagonistämme erwarb Kaminska in der Nähe ihres Berliner Wohnorts. Die über 100 Jahre alten Edelholzstücke sind ein Relikt der deutschen Kolonialgeschichte: Importiert aus den afrikanischen Kolonien, wurde das Holz zu Möbeln, Gebrauchsgegenständen oder Furnieren verarbeitet. Heutzutage sind solch grosse Stämme, wie sie Kaminska in ihrer Kunst verwendet, eine Seltenheit.

Durch die Verwendung exotischer Hölzer und die Anspielung auf die Insektenwelt im Titel schlägt Renata Kaminska eine Brücke zur Thematik der Ausbeutung natürlicher und menschlicher Ressourcen. Mit einem postkolonialen Blick will die Künstlerin den Zusammenhang zwischen politisch-wirtschaftlichen Machtverhältnissen und den Klimawandel erfahrbar machen. Alarmiert durch die sich wiederholenden Naturkatastrophen im letzten Jahrzehnt leistet sie mit ihrer Kunst einen aktiven Beitrag zum politischen Diskurs.

Renata Kaminska studierte bildende Kunst am Kunstinstitut der UMCS in Lublin, Polen und an der Kunstakademie HGB in Leipzig mit einem Gastsemester an der ZHdK in Zürich. Die Künstlerin hat an unterschiedlichen internationalen Biennalen teilgenommen wie etwa der Aurora Biennial in Dallas (2015) und der Venedig Biennale (2013) und hatte kürzlich eine Einzelausstellung in der Start Foundation in Warschau (2022). Ihre Werke befinden sich unter anderem in der Sammlung des Haus des Papiers in Berlin, der Mobiliar in Bern, der Stadt Warschau und des BLMK in Frankfurt.

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