«MONOTYPES» - Edition VFO zu Gast in der Kunsthalle Zürich
Vernissage 20. September 2023, 18 bis 21 Uhr.
Ausstellungsdauer 21. September bis 24. September 2023
Die Kunsthalle Zürich setzt in der Zusammenarbeit mit der Edition VFO (Verein für Originalgraphik) eine lange Geschichte von Partnerschaften mit gleichgesinnten Institutionen fort. «MONOTYPES» feiert das 75-jährige Bestehen der Edition VFO und schlägt ein neues Kapitel in der Geschichte des grössten Schweizer Verlags für Originalgrafik auf, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, der zeitgenössischen Druckgrafik mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Die Ausstellung zeigt über 45 exklusive und neu produzierte Monotypien, die den Besucher:innen einen Einblick in die heutigen Möglichkeiten des Mediums Druckgrafik geben.
«MONOTYPES» legt einen Fokus auf das Konzept des Unikats in der Druckgrafik und untersucht damit ein Hauptmerkmal des künstlerischen Schaffens. Die Druckgrafik spielt traditionell eine zentrale Rolle in den Debatten um Verbreitung und Zugänglichkeit im Gegensatz zum Wert des Unikats. Die Ausstellung befasst sich mit den zeitlosen Fragen des Kunstwerks als Unikat im Kontext heutiger Produktionsmöglichkeiten und der sich dadurch wandelnden Vorstellungen von Authentizität. «MONOTYPES» eröffnet einen Dialog zwischen Druckgrafik und Malerei, indem die Ausstellung traditionelle Techniken und zeitgenössisches Handwerk als künstlerische Ausdrucksmittel miteinander verbindet. Dabei untersucht die Schau die Feinheiten von Wertschöpfung und die Suche nach künstlerischer Aussage bei der Wahl der Produktionsmittel.
Eine klassische Monotypie wird auf eine glatte Platte gemalt oder gezeichnet und, während die Farbe noch feucht ist, durch Druck auf einen Bildträger wie Papier übertragen - das Verfahren ist also eine Mischung aus Malerei oder Zeichnung und Druck. Die Monotypie wird oft mit Spontaneität assoziiert, da die Bildübertragung sehr direkt und unmittelbar ist, die glatte Oberfläche der Matrix einen raschen Farbauftrag begünstigt und schnell gehandelt werden muss (bevor die Tinte trocknet). Es erfordert, wie der Meisterdrucker Thomi Wolfensberger sagt, den «magic touch» der Künstler:innen. Dazu gehört auch ein gewisser Überraschungsmoment, wenn das Blatt von der Matrix gelöst wird und zum Vorschein kommt, wie sich die Farbe unter dem Druck auf dem Papier verteilt hat.
Monotypien werden auch als «malerische Drucke» oder «gedruckte Gemälde» bezeichnet. Das Besondere an diesem Verfahren ist die Möglichkeit, sowohl additiv durch Schichtung als auch reduktiv durch Abtragen (Wegkratzen, Abwischen) von Farbe zu arbeiten - beide Methoden sind zum Beispiel im schwarz-goldenen Diptychon von donna Kukama zu sehen. Darüber hinaus können durch die Verwendung von Lösungsmitteln besondere visuelle Effekte wie Lavuren oder tropfenförmige Tupfen entstehen, wie sie beispielsweise auf der Monotypie «Wurzeln im All» von Klodin Erb zu sehen sind.
Eine Besonderheit der Monotypie ist, dass sie im Vergleich zu anderen Druckverfahren sehr grosse Formate ermöglicht. Im Gegensatz zur klassischen Lithografie oder zum traditionellen Tiefdruck, die eine Kalkstein- oder Metallplatte als Matrix benötigen, kann für die Monotypie eine relativ handliche, industrielle Plexiglasplatte verwendet werden. Die Platte muss weder chemisch bearbeitet noch geätzt werden, was die Monotypie zu einem relativ unkomplizierten Verfahren macht. Die grossformatigen Arbeiten von John M Armleder, Michael Günzburger, Pia Fries und Renée Levi überschreiten alle die Grösse von 2 x 1,5 m und wirken eher wie Malerei auf Papier als wie Druckgrafik.
In der Druckgrafik wird gewöhnlich zwischen Monotypie und Monoprint unterschieden. Beide Begriffe beziehen sich auf Unikatdrucke. Monoprints sondern sich von den klassischen Monotypien dadurch ab, dass sie mit einer Technik gedruckt werden, die die Herstellung mehrerer identischer Drucke ermöglichen würde, wie zum Beispiel Holzschnitt oder Digitaldruck, bei der sich die Künstler:innnen bewusst dafür entscheiden, nur einen einzigen Abzug anzufertigen, anstatt eine Auflage zu produzieren. Das Hauptziel dieser Ausstellung ist es, die malerischen Qualitäten von Drucken hervorzuheben, unabhängig davon, ob es sich um Monotypien oder Monoprints handelt, wie die monochromen Siebdrucke von Olivier Mosset.
Darüber hinaus veranschaulicht die Ausstellung, dass die verschiedenen Medien nicht getrennt voneinander betrachtet werden können, sei es Malerei, Skulptur, Druck oder digitale Produktionsmethoden. Einige Werke verwenden mehrere Techniken, die mit Monotypie oder Monoprint kombiniert werden. Zilla Leutenegger, Isabelle Cornaro und Louisa Gagliardi zum Beispiel erforschen die Beziehung zwischen Druckgrafik, Malerei und Skulptur und konzipieren Installationen im Raum. Während die beiden erstgenannten Künstlerinnen mit grossformatigen Monotypien auf ungewöhnlichem Material arbeiten, ist die letztere in der Welt der digitalen Malerei und damit des Digitaldrucks zu Hause.
In der Ausstellung sind sowohl Künstler:innen vertreten, die regelmässig in der Druckgrafik arbeiten, wie Federico Herrero, Sanya Kantarovsky, Barthélémy Toguo, Rebekka Steiger und Gaia Vincesini, als auch solche, die zum ersten Mal in diesem Bereich tätig sind. Einige, darunter Henni Alftan und Sol Calero, sind nach Zürich gekommen, um gemeinsam mit dem Druckermeister Thomi Wolfensberger neue Werke zu konzipieren.
«MONOTYPES» wurde kuratiert von David Khalat, Direktor der Edition VFO, und Valérie Hashimoto, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Edition VFO.
Teilnehmende Künstler:innen:
Henni Alftan, John M Armleder, Marc Bauer, Patricia Bucher, Ralph Bürgin, Sol Calero, Isabelle Cornaro, Philippe Decrauzat, Hannah Sophie Dunkelberg, Cédric Eisenring, Klodin Erb, Gritli Faulhaber, Pia Fries, Franziska Furter, Frederic Gabioud, Louisa Gagliardi, Luisanna Gonzalez Quattrini, Michael Günzburger, Dieter Hall, Zuni Halpern, Andrea Heller, Federico Herrero, Charlotte Herzig, Sanya Kantarovsky, Melike Kara, Emil Michael Klein, donna Kukama, Izidora I LETHE, Zilla Leutenegger, Renée Levi, Lorenza Longhi, Olivier Mosset, Maria Pomiansky, Adrian Schiess, Albrecht Schnider, Elza Sile, Dominik Stauch, Milva Stutz, Rebekka Steiger, Barthélémy Toguo, Gaia Vincensini, Dan Walsh und Uwe Wittwer.
Für weitere Informationen oder hochaufgelöste Bilder kontaktieren Sie bitte David Khalat unter info@edition-vfo.ch
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES»; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES», Hannah Sophie Dunkleberg, Renéee Levi, Gaia Vincensini, Louisa Gagliardi (vorne), Elza Sile, Henni Alftan, Cédric Eisenring, Sanya Kantarovsky, Rebekka Steiger, Ralph Bürgin; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES», Frédéric Gabioud, Andrea Heller, Federico Herrero, Olivier Mosset, Luisanna Gonzales Quattrini; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES», Renée Levi, Gaia Vincensini, Louisa Gagliardi (front), Elza Sile, Henni Alftan, Cédric Eisenring, Sanya Kantarovsky, Rebekka Steiger, Ralph Bürgin; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES», Dominik Stauch, Markus Weggenmann, Uwe Wittwer, Pia Fries, Dan Walsh, Emil Michael Klein, Frédéric Gabioud, Andrea Heller, Federico Herrero, Olivier Mosset, Luisanna Gonzales Quattrini; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES», Pia Fries, Dan Walsh, Emil Michael Klein, Frédéric Gabioud, Andrea Heller, Federico Herrero, Olivier Mosset, Luisanna Gonzales Quattrini; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich «MONOTYPES», Isabelle Cornaro (floor), Zilla Leutenegger, Adrian Schiess, donna Kukama, Dieter Hall, Milva Stutz, Andriu Deplazes, Michael Günzburger, Marc Bauer, Izidora I LETHE, Dominik Stauch, Markus Weggenmann; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich "MONOTYPES", Adrian Schiess, donna Kukama, Dieter Hall, Milva Stutz, Andriu Deplazes, Michael Günzburger, Marc Bauer, Izidora I LETHE; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich "MONOTYPES", Stefan Marx, Maria Pomiansky, Klodin Erb, Franziska Furter, Kristina Schuldt (unten), Patricia Bucher (unten), Gritli Faulhaber (oben), Yoan Mudry, Barthélémy Toguo, Albrecht Schnider, Sol Calero, Isabelle Cornaro (Boden, vorne), Zilla Leutenegger; Foto: Bernhard Strauss
Installationsansicht Kunsthalle Zürich "MONOTYPES", Kristina Schuldt, Patricia Bucher, Gritli Faulhaber, Yoan Mudry, Barthélémy Toguo, Adrian Schiess, Sol Calero, Isabelle Coranro, Zilla Leutenegger; Foto: Bernhard Strauss
Renée Levi, Naelle, 2023, öl auf on Papier, Monotypie, 250 x150cm. Courtesy Edition VFO, Kunsthalle Zurich, Bernhard Strauss.
Izidora I LETHE, blowout, 2023, Monotypie, öl und Pigment auf Papier, 121 x 80 cm. Courtesy Edition VFO, Kunsthalle Zurich, Bernhard Strauss.
Cédric Eisenring, Untitled, 2023, Holzschnitt, Monoprint auf Samt, 80 x 80 cm. Courtesy Edition VFO, Kunsthalle Zurich, Bernhard Strauss.